Das Zwei-Komponenten-System Epoxidharz ist ein wahres Wundermittel und aus dem modernen Bootsbau nicht wegzudenken. Im ersten Teil unseres Do-it-yourself-Guides erklären wir die Grundlagen der Verarbeitung
Laminieren, spachteln, kleben oder grundieren – Epoxidharz eignet sich für fast jede Arbeit am Boot und ist oft sogar die erste Wahl. Diese Vielseitigkeit verdankt das Material seinem Aufbau. Das Harz besteht aus einem Polymer mit sogenannten Epoxidgruppen. Diese sehr reaktionsfreudigen Kohlenstoff-Sauerstoff-Verbindungen vernetzen sich mit dem Härter und ergeben ein äußerst stabiles, dicht gepacktes Makromolekül, das sich chemisch so gut wie nicht mehr lösen lässt.
Einmal ausgehärtet, entsteht ein Duroplast, daher ist auch kein thermisches Umformen mehr möglich. Im Gegensatz zu Polyester-Systemen benötigen die Epoxid-Polymere keine Lösungsmittel, die beim Aushärten verdunsten müssen. Je nach Harzsystem können zwar Lösemittel vorhanden sein, um die Konsistenz zu verändern, diese reagieren aber beim Aushärten mit. Das sorgt zusammen mit dem kompakten Molekülaufbau für die im Bootsbau wichtige Wasserdichtigkeit. Hydrolyse und damit verbundene Osmose-Schäden sind bei korrekter Verarbeitung ausgeschlossen. Außerdem bedeutet das Fehlen von Ausdünstungen auch, dass beim Anmischen und Aufbringen in der Regel kein Atemschutz oder Belüftungssystem nötig ist.
Ganz ungefährlich ist das Material trotzdem nicht. Vor allem den Kontakt mit der Haut gilt es zu vermeiden, und zwar sowohl, was das Harz als auch den Härter angeht. Je nach Hersteller und Formulierung kann der Härter auch einen stark beißenden Geruch verbreiten.
Ein weiterer Vorteil dagegen ist die sehr gute Haftung auf Holz und fast allen anderen Materialien, weshalb praktisch alle Zwei- Komponenten-Primer auf Epoxidharz basieren und sich fast alles mit Epoxid kleben lässt. Schwierigkeiten entstehen lediglich beim Verbund mit thermoplastischen Kunststoffen wie ABS und PVC, aber auch dafür gibt es speziell abgestimmte Harzsysteme. Wird die Kunststoffoberfläche zusätzlich vorbehandelt und durch Flämmen aktiviert, steht einer belastbaren Verklebung nichts im Weg.
Die universellen Eigenschaften des Epoxids lassen sich für den jeweiligen Einsatzzweck weiter optimieren. Beispielsweise als dünnflüssiges Laminierharz, das die Verstärkungsgewebe besonders gut durchtränkt und eine lange Verarbeitungszeit besitzt, oder als speziell abgestimmte Harz- Härter-Kombinationen für Vakuum-Infusionsverfahren bis hin zu Prepreg-Systemen, die bis zur Verarbeitung gekühlt gelagert werden müssen, damit sie nicht vorzeitig aushärten. Eine weitere Variante sind zäh eingestellte Klebemischungen, um Rumpf und Deck zu verbinden und hoch belastete Bauteile wie Schotten und ganze Bodengruppen ins Boot zu kleben.
Im Gegensatz zu Polyester, bei dem der Härter eigentlich ein Starter ist, verbinden sich die beiden Komponenten bei Epoxid-Systemen miteinander. Daher muss das Mischungsverhältnis exakt eingehalten werden. Sonst erreicht das Material nicht die gewünschten Eigenschaften oder härtet gar nicht aus. Die richtige Dosierung erreicht man am leichtesten mit passenden Pumpen. Wichtig: beim ersten Einsatz die Pumpen entlüften – so lange mit kleinen Hüben vorpumpen, bis ein Widerstand zu spüren ist. Dann erst sollte ein vollständiger Hub erfolgen. Tipp: Immer abwechselnd ein Hub Harz, ein Hub Härter, dann kommt man nicht durcheinander und muss nur die Reihenfolge einhalten. Alternativ können Harz und Härter mit einer Waage oder Einmalspritzen dosiert werden. Achtung: Je nach Hersteller können sich die Mischungsverhältnisse zwischen Volumen und Gewicht unterscheiden. Üblich sind Werte zwischen 5:1 und 10:1, es gibt aber auch Sonderfälle wie Fünf-Minuten-Epoxid mit 1:1-Mischung.
Langsam und gleichmäßig rühren, dabei auch die Wände abstreichen. Schnelles Rühren ergibt nur Luftblasen. Nach dem Umrühren noch einmal umfüllen und nicht aus dem Mischbecher verarbeiten. In diesem könnten sich noch kleine Reste unvermischten Harzes befinden, besonders an den Bodenkanten. Deshalb ist zum Mischen auch ein Pinsel geeignet, da er diese Bereiche erreicht.
Die Aushärtung startet bereits mit der Zugabe des Härters. Entscheidend ist hier die Topfzeit. Sie beschreibt, wie lange das Gemisch verarbeitet werden kann, und liegt je nach System zwischen wenigen Minuten und einigen Stunden. Wichtig dabei: Die Zeit wird nicht von der Menge des Härters, sondern von seinen Eigenschaften bestimmt. In der Regel bezieht sich die Angabe auf eine Temperatur von 25 Grad. Das ist gut zu wissen, denn überschlägig gilt: Pro zehn Grad Temperaturänderung verdoppelt oder halbiert sich die Topfzeit. Das muss bei der Wahl des Härters beachtet werden. Da bei der Aushärtung Wärme frei wird, hat auch die Harzmenge Einfluss auf die Topfzeit. Große Mengen sollten daher in kleineren Chargen angemischt und aus einer flachen Wanne verarbeitet werden, damit die Reaktionswärme großflächig abgeführt wird.
Teil 1: Laminieren, reparieren, kleben oder beschichten ... mit Epoxidharz ist vieles möglich. Wir waren daher einige Tage bei der Von der Linden GmbH im Werkraum und haben Helge von der Linden alles gefragt, was wir schon immer über das Wunderharz wissen wollten. Im ersten Teil unserer neuen Serie geht es zunächst um die Grundlagen, danach zeigt Helge, wie man Holzoberflächen mit Epoxidharz beschichtet. Ein vollständiger Gratis-Workshop für alle Eigner!
Teil 2: Im zweiten Teil unserer Epoxid-Guide-Serie geht es um die oft genutzte Fähigkeit von Epoxidharz: das Laminieren. Ob Lochreparatur im GFK oder lose Schotten wieder fest bekommen – nach diesem Videolehrgang kann jeder Hohlkehlen ziehen und laminieren!
Teil 3: Im dritten Teil unserer Epoxidharz-Guide-Serie bei YACHT tv dreht sich alles um Füllstoffe und die Reparatur von Kohlefaser und weichen GFK-Decks. Mit dem Wissen kann jeder Hand anlegen, denn das Arbeiten mit Epoxidharz ist kein Hexenwerk. Fachmann Helge von der Linden zeigt die Reparaturen Schritt für Schritt.
Teil 4: Nach dem Beschichten, Reparieren und Laminieren geht es im letzten Teil um das Thema Spachteln ... besonders bei kleinen Schäden im GFK ist eine solche Reparatur nötig. Außerdem zeigt uns Helge seinen Lieblingseinsatz von Epoxid: das Einkleben von Beschlägen. Wir haben getestet, bis zu welchen Kräften so etwas wirklich hält.
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